Von den reichen lernt man das sparen,
und was man sonst noch alles lernt.
Vor dem Bildschirm sind wir alle gleich. Als wir zum letzten mal Weltmeister wurden, war ich in Berlin, und fotografierte mich durchs Leben. Vielleicht kann ich später einmal schreiben, das ich in Ulm war, meiner Heimat, als wir uns den nächsten Stern geholt haben. Vielleicht ist aber auch der Umstand, was uns in diesen Tagen alle verbindet wichtiger.
In meiner Zeit in Afrika, Mitte der 90'er Jahre habe ich gelernt, lernen müssen, was wirkliche Armut bedeutet. Man kämpft schon fast für ein Stück Brot, ein Eimer reines Trinkwasser wird zum Luxusgut, ein verhungertes Kind ist leider nichts besonderes. Während an der Elfenbeinküste ums nackte Überleben gekämpft wurde, kämpfte man in Deutschland in mitten des kalten Krieges gegen überflüssige Pfunde mittels Airobic, das in knallbunten neonfarben im Fernseher zum mitmachen lief.
Verstanden habe ich es nie. Seitenweise schrieb ich bei meiner damaligen Webseite Beiträge, das es schade ist, das man Erdöl nicht essen kann. Davor wird der Mais vernichtet um Transportmöglichkeiten zu schaffen. Bei der jetzigen Fussball WM war ich nicht da.man hört von Greultaten, Strassensäuberung, die ersten sprechen von der "Endlösung zum Finalspiel".
Als Fotograf kommt man ganz gut rum. zumindest ich. Man hat mit allen Schichten zu tun, und ich habe mir die Zeit genommen einmal ganz bewusst erleben zu wollen wie es ist wenn man viel Geld hat. Sehr viel Geld.
Jeder von uns wartet bis die Hand vom Aschenbecher verschwunden ist, wenn man eine Zigarette ausdrückt. Dort stört das nicht. Man ascht einfach drauf. Es interessiert nicht ob sich einer verbrennt oder nicht. Man wartet nicht, man holt sich einfach. Vollkommen egal ob andere warten oder nicht. Die kleine Kunst dabei ist die, danach einfach so zu tun als ob man auf einen Schlag nichts mehr hört. Nun, man kann denken das diese Dinge einen nicht automatisch reich machen. Man kann aber davon ausgehen, das wenn diese Hemmschwelle erreicht ist, noch ganz andere Taten folgen, und zwar ohne Skrupel.
Die attraktiven braungebrannten, die dicken weissen, das lachen dabei, und das übereinander herziehen. Alleine das alles macht mir meine Entscheidung sehr leicht nicht reich sein zu wollen. Nein, neidisch bin ich wirklich nicht darauf. Kein vermissen nach irgendwas, kein "ich kaufe es mir einfach"... Dümmer sind wir deshalb alle bestimmt nicht. Nur menschlicher.
Und dann gibt es die stillen Helden, die durch Jahrelanger harter Arbeit etwas erreicht haben, und andere daran teilhaben lassen die nicht so viel Glück hatten. Die erkennt man allerdings nicht wirklich. Genau so wenig wie man die erkennt, die zuwenig zum überleben haben, und teilen.
"Jeder ist seines Glückes Schmied" heisst es in einem auswendig gelernten Sprüchlein. Ich denke wenn Mozart heute in Berlin mit dem gleichen Talent auf die Welt kommen würde, so hätte er aller Vermutung nach nicht die selbe Chance wie damals. Und das, obwohl er sich jeden Tag für seinen Geigenunterricht auf dem Schulhof verprügeln lässt. Spätestens nach 6 Monaten wäre das Geigen vorbei. Auf Youtube gibt es neben Ihm 50 andere Talente die nicht in Berlin Marzahn wohnen, sondern Ihr erstes Videoclip als Stargeiger am Strand von Florida gesponsert bekommen, steht auf dem Baseballkappi doch Sony Music.
Aber weiter zu meinen eigentlichen Erfahrungen...
Nach der Jahrtausendwende lernte ich in Berlin jemanden kennen, bei dem man schon vom reinen Anblick Angst bekommt. Ein Mann wie ein Bär, nur tatowiert. Und das überall dort, wo ein Bär normalerweise sein Fell hat. Das dieser Junge Herr sein Geld nicht beim Finanzamt verdient war mir klar. Es regnete und durch das Autofenster konnte ich sehen wie er triefend nass und fluchend sien Motorrad nicht anbekommen hat. Ich bot ihm an ihn zur nächsten u Bahn Stadtion mit zu nehmen, die ca. 3 KM vom Ort des geschens lag. Liebe Mädchen, nimmt euch hier bitte kein Beispiel. In diesem Fall musste es allerdings sein, wie sich heraus stellte. Der Mann hiess Richy, genannt wurde er nur Rich. Später erfuhr ich das er Richard heisst, und musste schmunzeln. Rich stieg ein und wir begannen zu plaudern. Wenn man Ihn sieht ist man Meilenweit davon entfernt Ihn so einzuschätzen wie er wirklich ist. Ein netter gemütlicher kluger Kerl, der mit Sicherheit auch ganz andere Seiten aufziehen kann. Um es kurz zu machen... Ich sprach Ihn auf meine Wahrnehmung an, die inzwischen jenseits von gut und böse lag. In dieser Nacht lernte ich das es Sinn macht jeden Menschen fair und mit Respekt zu behandeln. Schliesslich weiss man nie wo man sich wieder trifft. Vermutlich wäre es ein leichtes Spiel für Ihn gewesen mirt eins über zu ziehen, mir den Wagen weg zu nehmen, und mich raus zu schmeissen. Genau das ist nicht passiert. Er erwies sich als sehr dankbar, und wir haben heute noch Kontakt. Durch unsere Gespräche ist aus Ihm tatsächlich ein Pädagoge geworden. Kein studierter, aber ein Streetworker. Durch Ihn habe ich Menschen und Möglichkeiten kennen gelernt, von denen ich heute noch beeindruckt bin, und so mancher Kontakt hat mir damals die Türe zu vollkommen neuen Möglichkeiten geöffnet. Warum ? Weil es damals in Berlin geregnet hat, und ich nicht mit verschlossenen Augen im Wagen gesessen bin, und Angst um meine 20.000 Euro Lederausstattung haben musste. Vielleicht geht es nie darum die Welt retten zu wollen. Aber mit Sicherheit geht es darum mit dem richtigen Mass am Mensch sein, die Erfahrungen aufzugreifen die einem das Leben gibt. Und wenn man bemerkt das eine neue Zeit anbricht, eine Zeit die Veränderung haben will, eine Zeit die so viel neues, spannendes und schönes bereit hält, wird man sich leichter tun, nachzugeben und das Gefühl zu verinnerlichen das man lebt. Die Alternative sich über jeden Mist aufzuregen ist im übrigen nicht einmal halb so spannend.
Ich wünsche jedem Leser eine phantastische Fussball WM. Wenn wir Weltmeister werden, werden wir unseren Kindern noch von diesen Tagen erzählen. Gestern, wie durch das 4:0 gegen Portugal alles begann. Arm und reich vor dem Küchenfernseher, oder dem 2 ,50 meter grossen 3D Gerät. Ich bin mir sicher die erst erwähnte Gruppe könnte sich mehr gefreut haben. Warum? Weil es zum Erlbnis wird, mit echten Freunden zu feiern, und ein kaltes Bier auf dem Balkon zu trinken.
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