Mittwoch, 7. Mai 2014

Organisiertes Leid


der herzhafte Biss ins Brötchen , die sahnig kühle Kugel Eis, oder auch einfach einmal 10 EUR für etwas auszugeben das man nicht wirklich braucht. Das alles kann man ohne schlechtes Gewissen tun. Gesetzt den Fall man ist nicht in Ulm's Fussgängerzone unterwegs. Seit Monaten sieht man dort teil's verkrüppelte Menschen auf dem Boden sitzen. Betende alte Frauen, jammernde Männer, Guten Tag, Alle gut, bitte geben, Hunger, Hunger, bitte schön.

Was einst klein begann hat sich ausgebreitet. Vom Münsterplatz bis zur Galeria Kaufhof. Vom Werdich Schuhhaus, bis zum Tröglein. Wie kann man sich in unserem schwäbsich reichem Land ein Brötchen für 3 Euro kaufen, während andere hungernd betteln? Man kann. Denn genau das ist die Strategie. Die Plätze sind nicht zufällig gewählt, die immer wiederkehrenden Sprüche und Sätze die bis zu 200 mal (!) in der Stunde wiederholt werden, der versuchte Augenkontakt, Gestik, Mimik, alles aufeinander abgestimmt. Die ältere Generation bekommt Mitleid. Ein Euro von Omas Rente ist nicht viel. Ein Euro von 500 Omas schreiben da schon ganz andere Zahlen.

Wer nur etwas genau hinsieht erkennt den Schwindel schnell. Glaubt man Reportagen aus anderen Städten werden hier pro Tag 300-600 EUR umgesetzt. Pro Bettler. Wer sich beobachtet fühlt wird Nervös. Meine Recherche für diesen Blog hier habe ich nach 3 Minuten abgebrochen. Schnell tauchten 4 Männer auf, als bemerkt wurde das ich mich für einer Ihrer Bettler interessiere.


Längst nicht jeder fällt  inwischen darauf rein. Zu offensichtlich wirkt das gebettle. Zu dumm die immer wieder kehrenden gleichen Sätze. Zu aufgesetzt das gespielte Leid. Und doch muss es sich immer noch Lohnen.  Neue Gesichter tauchen fast täglich auf. Die Junge Frau mit zerfetzter Kleidung sitzt mit hilfesuchendem Blick dem Himmel entgegen direkt gegenüber dem Ausgang eines Geschäftes für Luxusmode. Es ist fast unmöglich sie zu übersehen. "Bitteschön, einen schönen Tag, alles gute, Bitte Hunger". tönt es voller Wehmut der Kundin entgegen, die den Laden gerade mit 2 vollen Einkaufstüten verlassen hat. Bekommen hat Sie nichts. Sekunden später entweicht der Hilfesuchende Blick Ihrem Gesicht, und die Stimme vertummt. Erst eine halbe Minute später das gleiche Schauspiel. Nächster Kunde, nächstes Gejammere, gleiche Mimik. Als sie mich bemerkte machte Sie weiter. Wie abgebrüht muss man sein sich nicht einmal davon beirren zu lassen dachte ich mir, und ging weiter.

Abends sieht man alte Mänenr ohne Beine auf einem Skateboard bettelnd die Hirschstrasse herunter rollen. Nicht dort wo man Platz hätte, nein. Mitten drin. Je mittiger, desto mehr Sichtkontakte, desto größer die Chance Geld zu bekommen. Ein Mensch mit solch einem Schicksal fährt nicht mit einem Skateboard in der Mitte der Strasse. Jemand der Mitleid erwecken will um den Profit zu maximieren macht so etwas. Der Trick mit dem Skateboard wirkt. Wie schnell denkt man das dieser arme Lump keinen Rollstuhl hat. Woher sollte man auch wissen das daheim die modernsten Prothesen stehen, für die jeder andere ohne Beine vor Neid erblassen würde.

Wenn schon Schicksal, dann richtig. Bei dem Gedanken wie man damit ein kleines Vermögen am Tag macht, wenn man es nur richtig verpackt, kommt Wut in mir hoch. Wut für all die, die unser Land nach dem Krieg aufgebaut haben, und nicht einmal Geld für Brot haben, oder hatten. Wut wegen den Tricksereien. Wut weil man sich 10 mal am Tag ein freies und ruhiges Gewissen erkaufen müsste. Einmal genüsslich in seinen Semmel zu beissen und nicht angefleht zu werden weil ich etwas im Magen habe, und neben mir jemand sitzt der für mich zu Gott betet und der anscheinen grossen Hunger hat.  Solche Banden haben mehr Geld als alle Leser dieses Blogs zusammen. Mit Psychotricks organisiert an Geld zu kommen - Steuerfrei (!) ist die eine Seite. Der Bettler der tatsächlich Hilfe benötigt geht leer aus. Seine Tricks sind zu schlecht wenn er überhauot welche hat. Wahrscheinlich macht er sich keine Gedanken darüber sondern hofft nur das er etwas geld für eine Suppe zusammen bekommt.  Die besten Plätze sind besetzt, und beide Beine hat er auch noch. Bitte ,Bitte einen schönen Tag, alles gute...






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