Die Karavane und der Sultan
Die Karavane zieht weiter" heisst es in einem Fachingslied.Gemeint sind damit Kamele die einen Sultan tragen. Dieser hat durch die Wüstensonne Durst, und hofft auf eine baldige Wasserquelle. Kamele zum reiten habe ich keine. Dafür 2 gesunde Beine die mich zu meiner persönlichen kulinarischen Oase tragen. Meist zwischen 13:00 Uhr und 14 Uhr. Eine Zeit wo alle arbeiten, wo Schichtwechsel ist. Ich mag diese Zeit weil nicht ganz so viel los ist. Man hat ein paar freie Minuten um sich ein gemütliches Plätzchen zu suchen, und dem bunten treiben etwas zu zusehen. Dabei sollte ich doch gar nicht hier sitzen. "Schaffsch Du au wieder nix" schreit es aus einem Eck zu mir rüber. Ein arbeitsloser** Bekannter zieht lautstark seine Aufmerksamkeit zweier Rentner auf sich. Der Gedanke mittags um halb 2 von jemanden der den ganzen Tag rumlungert an den Kopf geschmissen zu bekommen macht einen schon fast etwas wütend. Dabei ist es ganz einfach solchen Menschen aus dem Weg zu gehen. Überall dort wo es etwas umsonst gibt sind sie anzutreffen.
Ich wurde Neugierig. Jeder selbstständige der das Abenteuer Selbstständigkeit lebt kennt das. Man will etwas umsonst, und dafür, weil man Mr. Arbeitslos ja auch weit über die Grenzen ulm's kennt, ist dieser bereit auch ein wenig Werbung zu machen. Mir war es immer lieber das man mich nicht in Verbindung brachte. Als der Mohr seine Schuldigkeit abgetan hat, und die Quelle des -alles umsonst- versiegelte, zog auch diese Karavane weiter. Direkt in die nächste Fotooase. Ich war meiner Neugierde in diesem Augenblick dankbar. Ich hätte es sonst nicht geglaubt. Mit den gleichen Sprüchen, der gleichen Taktik, nur mit einem anderen Hemd wanderte der Arbeitslose Sultan von Oase zu Oase. Und ich hinterher. Da ich nun doch über etwas Lebenserfahrung verfüge, dürfte klar sein, das man immer solche Freunde hat wie man selbst ist. Noch heute rutschen mir die Worte:"Danke lieber Gott, das Du die Plage der "alles umsonst Nieten" an mir hast vorüber ziehen lassen. Fast schon etwas Baff verfolgte ich das weitere Geschehen. Da gibt es noch mehr. Die kennen sich untereinander. Ich bin der letzte Mensch auf dieser Welt der einem nicht hilft wenn Hilfe benötigt wird. Ich bin aber auch der erste, der sich nicht verarschen lässt.
Zu groß wurde mein Drang einfach mit in das fremde Studio zu gehen um Mäuschen zu spielen. 10 Minuten hatte ich Zeit, jetzt war ich schon 13 Minuten damit beschäftigt das alles zu realisieren. Bevor der Drang noch größer wurde, kehrte der kleine Mohr in sein Studio zurück. Sonst hat mein arbeitsloser Bekannter zum Schluss noch recht damit, das ich nichts arbeite.
Der Blick hinter die Kulissen setzte den kleinen Mohr auf seinen noch kleineren schwarzen hintern. Ich hätte mich gefreut wenn es geheissen hätte: "Pass auf, ich hab keine Geld, ich brauch dringend dies oder das, lass uns reden..." Das man bei beiden Variationen bei solchen Leuten immer drauf zahlt ist mir bewusst. Nur ist die zweite Variante die ehrlichere. Wie auch immer. Ein wenig Schadenfreude (was ich sonst gar nicht von mir kenne) überkam mich dann doch. Da jeder seine eigene Erfahrung machen soll, und es manchmal besser ist, im Vorfeld nicht gleich wieder der Buhmann zu sein, war es nicht schlimm alles einfach wirken zu lassen.
Das Problem ist dabei immer das selbst die flachesten Sprüche mit der Zeit nerven weil es ständig das gleiche ist. "Schaffsch Du au wieder nix"- Diesmal in Begleitung mit 2 anderen Arbeitslosen ertönte es vor kurzem wieder. Es ist wichtig das es andere hören. Damit steht man schliesslich selbst als Arbeitsheld da. Irgendwie tat mir der kleine Hund leid, der hinterher gezogen wurde. Ich erinnerte mich an das Versprechen das jemand so bekanntes als Gegenleistung Werbung machen würde. Erst jetzt verstand ich dass das mit dem bekannt sein nicht gelogen war.
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Es gibt Arbeitslose die sich um eine Arbeit bemühen. Arbeitslose die um einen Job kämpfen. Arbeitslose die unverschuldet in eine schwere Situation gekommen sind. Und es gibt Arbeitslose die selbst davon überzeugt sind mit Ihrem Krempel das große Geld zu machen. Arbeitslose die über die arbeitende Bevölkerung lachen. Die sich für unnahbar halten. Solche Menschen werden von den normalen Leuten ausgelacht, und von Idioten bewundert. Solche Menschen Leben davon das jeden Tag ein neuer dummer aufsteht der sie nicht kennt. Die anderen Arbeitslosen bezahlen Ihre Sachen obwohl Sie selbst sehr wenig haben. Vielleicht wird nun klar warum Sie nur von Idioten bewundert werden.
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