Mittwoch, 23. April 2014

Die Karavane und der Sultan 

Die Karavane zieht weiter" heisst es in einem Fachingslied.

Gemeint sind damit Kamele die einen Sultan tragen. Dieser hat durch die Wüstensonne Durst, und hofft auf eine baldige Wasserquelle. Kamele zum reiten habe ich keine. Dafür 2 gesunde Beine die mich zu meiner persönlichen kulinarischen Oase tragen. Meist zwischen 13:00 Uhr und 14 Uhr. Eine Zeit wo alle arbeiten, wo Schichtwechsel ist. Ich mag diese Zeit weil nicht ganz so viel los ist. Man hat ein paar freie Minuten um sich ein gemütliches Plätzchen zu suchen, und dem bunten treiben etwas zu zusehen. Dabei sollte ich doch gar nicht hier sitzen. "Schaffsch Du au wieder nix" schreit es aus einem Eck zu mir rüber. Ein arbeitsloser** Bekannter zieht lautstark seine Aufmerksamkeit zweier Rentner auf sich. Der Gedanke mittags um halb 2 von jemanden der den ganzen Tag rumlungert an den Kopf geschmissen zu bekommen macht einen schon fast etwas wütend. Dabei ist es ganz einfach solchen Menschen aus dem Weg zu gehen. Überall dort wo es etwas umsonst gibt sind sie anzutreffen.

Ich wurde Neugierig. Jeder selbstständige der das Abenteuer Selbstständigkeit lebt kennt das. Man will etwas umsonst, und dafür, weil man Mr. Arbeitslos ja auch weit über die Grenzen ulm's kennt, ist dieser bereit auch ein wenig Werbung zu machen. Mir war es immer lieber das man mich nicht in Verbindung brachte. Als der Mohr seine Schuldigkeit abgetan hat, und die Quelle des -alles umsonst- versiegelte, zog auch diese Karavane weiter. Direkt in die nächste Fotooase. Ich war meiner Neugierde in diesem Augenblick dankbar. Ich hätte es sonst nicht geglaubt.  Mit den gleichen Sprüchen, der gleichen Taktik, nur mit einem anderen Hemd wanderte der Arbeitslose Sultan von Oase zu Oase. Und ich hinterher. Da ich nun doch über etwas Lebenserfahrung verfüge, dürfte klar sein, das man immer solche Freunde hat wie man selbst ist. Noch heute rutschen mir die Worte:"Danke lieber Gott, das Du die Plage der "alles umsonst Nieten" an mir hast vorüber ziehen lassen.   Fast schon etwas Baff verfolgte ich das weitere Geschehen. Da gibt es noch mehr. Die kennen sich untereinander. Ich bin der letzte Mensch auf dieser Welt der einem nicht hilft wenn Hilfe benötigt wird. Ich bin aber auch der erste, der sich nicht verarschen lässt.

Zu groß wurde mein Drang einfach mit in das fremde Studio zu gehen um Mäuschen zu spielen. 10 Minuten hatte ich Zeit, jetzt war ich schon 13 Minuten damit beschäftigt das alles zu realisieren. Bevor der Drang noch größer wurde, kehrte der kleine Mohr in sein Studio zurück. Sonst hat mein arbeitsloser Bekannter zum Schluss noch recht damit, das ich nichts arbeite.

Der Blick hinter die Kulissen setzte den kleinen Mohr auf seinen noch kleineren schwarzen hintern. Ich hätte mich gefreut wenn es geheissen hätte: "Pass auf, ich hab keine Geld, ich brauch dringend dies oder das, lass uns reden..." Das man bei beiden Variationen  bei solchen Leuten immer drauf zahlt ist mir bewusst. Nur ist die zweite Variante die ehrlichere. Wie auch immer. Ein wenig Schadenfreude (was ich sonst gar nicht von mir kenne) überkam mich dann doch. Da jeder seine eigene Erfahrung machen soll, und es manchmal besser ist, im Vorfeld nicht gleich wieder der Buhmann zu sein, war es nicht schlimm alles einfach wirken zu lassen.

Das Problem ist dabei immer das selbst die flachesten Sprüche mit der Zeit nerven weil es ständig das gleiche ist. "Schaffsch Du au wieder nix"- Diesmal in Begleitung mit 2 anderen Arbeitslosen ertönte es vor kurzem wieder. Es ist wichtig das es andere hören. Damit steht man schliesslich selbst als Arbeitsheld da. Irgendwie tat mir der kleine Hund leid, der hinterher gezogen wurde. Ich erinnerte mich an das Versprechen das jemand so bekanntes als Gegenleistung Werbung machen würde. Erst jetzt verstand ich dass das mit dem bekannt sein nicht gelogen war.

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Es gibt Arbeitslose die sich um eine Arbeit bemühen. Arbeitslose die um einen Job kämpfen. Arbeitslose die unverschuldet in eine schwere Situation gekommen sind. Und es gibt Arbeitslose die selbst davon überzeugt sind mit Ihrem Krempel das große Geld zu machen. Arbeitslose die über die arbeitende Bevölkerung lachen. Die sich für unnahbar halten. Solche Menschen werden von den normalen Leuten ausgelacht, und von Idioten bewundert. Solche Menschen Leben davon das jeden Tag ein neuer dummer aufsteht der sie nicht kennt. Die anderen Arbeitslosen bezahlen Ihre Sachen obwohl Sie selbst sehr wenig haben. Vielleicht wird nun klar warum Sie nur von Idioten bewundert werden.

Mittwoch, 9. April 2014

Das Märchen aus der Zauberflasche


Deutschland und Forschung. Diese Begriffe gehören genau so zusammen wie Topf und Deckel, Radio und Antenne, oder Luftmatratze und Wasser. Nicht immer und ständig ganz vorne mit dabei, aber wir spielen seit vielen Jahren immer wieder vorne mit. Gerade in der Medizin haben wir namenhafte Weltmarken deren Jahrzehnte lange Foschungsarbeiten dazu beigetragen haben immer bessere Medikamente auf den Markt zu bringen. Selbstverständlich geht es auch hier um das Große Geld. Um eine Planung welches Medikament man wann auf den markt bringt, und mit welcher Entwicklung sich das größte Plus erzielen lässt. Dies steht ausser Frage. Unterm Strich müssen wir uns aber keinesfalls verstecken. Junge Medizinstudenten entwickeln sich zu guten Ärzten. Wir haben Professoren und Forscher die zum Teil Ihr Leben der Medizin gewidmet haben. Jahre, Jahrzehnte, ganze Generationen gehören dazu. Und jetzt ist alles Umonst...

Vollkommen egal ob man Krebs, HIV oder andere schwerste Krankheiten hat. Man bekommt eine sofortheilung aus der Flasche. Frei Haus, sogar ohne Rezept. Das einzige was man benötigt ist eine Kreditkarte.

Als ich gestern Abend eine Email mit folgender Headline erhalten habe wurde ich neugierig.

„Für AIDS, Hepatitis A, B und C, Malaria, Herpes, Tuberkulose, die meisten Krebsformen und viele weitere ernste Erkrankungen gibt es nun eine Lösung.“
Jim Humble

Jim Humble nennt sich selbst Erfinder und berichtet in seiner Werbebotschaft wie einfach doch alles ist. Erfahrungsberichte anderer Menschen inclusive.  Das jeden Tag ein dummer aufsteht und dies glaubt ist nichts neues. Was mich eher traurig machte war folgender Gedanke. In meinem Freundeskreis habe ich Menschen die Krebs haben. Einer davon wird dieser Jahr daran sterben. Der Gedanke das jemand wie er eine solche Spammail bekommt löst Gänsehaut bei mir aus. Für 70 Euro kurz bestellt, am übernächsten Tag geliefert, die letzten Hoffnungen in einem Fläschchen voller geheimer Zutaten. Ich kann nur hoffen das er diese Email nie bekommt.

Dreistellige Millardenbeträge für die Krebsforschung lösen sich in Luft auf. Jahrzehnte lange Erfahrung auf dem Gebiet der Forschung sind auf einmal nichts mehr wert. Das einzige was man braucht ist ein Fläschchen, das auf einer drittklassigen Webseite im Sparset angeboten wird.

Weiter heisst es auf der Webseite:

"Als Erfinder bin ich der Ansicht, dass diese Informationen zu wichtig sind, als dass eine einzelne Person oder Gruppe die alleinige Kontrolle über das Mittel haben sollte.“
Jim Humble Zitatende 

Als Krebspatient bin ich der Ansicht das der Erfinder Gott danken sollte das er selbst keinen Krebs hat, und im Endstadion keine solcher Nachrichten bekommt.

Dass das medizinische Wunder sogar zufällig auch gerade jetzt lieferbar ist, setzt dem ganzen noch die Krone auf. Mit der Frühlingsaktion werden sogar die Bestellungen der ersten 200 Kunden verdoppelt. Quasi Tumor und Krebs. Dank der Frühlingsaktion sind gleich beide Krankheiten mit einem Schluck weg.

Wenn man dann noch die Erfahrungsberichte der angeblichen Kunden liest wird man langsam wütend. Ich habe nciht um diese Email gebeten. Allerdings stösst man auf der Webseite unter der Rubrik Datenschutz auf folgenden Hinweis:

Gemäß § 28 BDSG widersprechen wir jeder kommerziellen Verwendung und Weitergabe unserer Daten.  Spätestens jetzt habe ich mich dazu entschlossen einen kleinen Beitrag in meinem Blog darüber zu schreiben.

Googelt man den Absender oder das Produkt findet man Listenlange Einträge mit Spamvermerk. Ein wirklich geheilter Mensch war leider nicht dabei.

Natürlich weiss ich das Spams nichts neues sind ich weiss auch das es immer wieder windige Geschäftemacher gibt, die mit immer wieder neuen Tricks versuchen einem den letzten Cent aus der Tasche zu ziehen. Und im Kern geht es mir hier nicht um Spam. Im Grunde geht es mir um die Traurigkeit die eine solche Spamnachricht verbreitet wenn man selbst unheilbar krank ist.

Da wird auf dummenfang gegangen, es werden Vertriebsstrukturen gegründet, und nach dem alten klassischen Schneeballsystem wird eine Masse an angesprochenen Menschen aufgebaut das immer welche dabei sind die kaufen. Der Verlierer ist der Kunde und derjenige der ein solches System unterstützt.

Nicht täglich, aber wöchentlich bekomme ich Angebote für Werbeplazierungen auf meinen Seiten. Mit klicks ganz leicht geld verdienen, Scheine fliegen einem im Schlaf zu, arbeiten war gestern, heute wird nur noch kurz geklickt. Die Produkte die hinter solchen Angeboten stecken sind es nicht wert angesehen zu werden. Man könnte mir ein Vermögen bieten, ich werde es nicht machen. Arbeiten war gestern - Es wäre der blanke Horror für mich nicht mehr arbeiten zu dürfen. Fast so schlimm wie der Gedanke jemanden einen Euro aus der Tasche zu ziehen, damit ich selbst für's nichts tun 5 Cent verdiene. Nach mir die Sintflut. Bereits vor 10 Jahren waren Vertriebskanäle schwer im kommen. Es wurden wie heute auch, Werbeplätze auf Webseiten gekauft. Wer von dort aus klickt macht den Besitzer der Webseite um ein paar Cent reicher. Das produkt selbst war im übrigen immer überteuert so das die ausgelösten Provisionen durch den höheren Preis gar nicht ins Gewicht gefallen sind.

Lebenshelden, die peter-neher.de, Picslocation, und andere Seiten waren schon immer Werbefrei. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Für mich hatte das immer einen unseriösen Touch. Alleien das Zahlenwerk was erreicht werden muss um wenigstens 100 Euro zu verdienen ist so unglaublich hoch, das keine Webseite die nicht intensivst beworben wird, auch nur annähernd daran hin kommt.

Das Fläschchen gegen alle Krankheiten kostet im übrigen ecke 70 Euro. Eine Kleinigkeit gegenüber professioneller Krebsmedikamente. Das Ebook des Erfinders - Wie zieh ich dummen Mensch noch den letzten Cent aus der Tasche gibt es im übrigen Gratis mit dazu. Ändern werden wir nichts können. Wenn nur ein Mensch, der von einer schweren Krankheit betroffen ist dies hier liest, dann haben wir eines erreicht - Ihm zu sagen das wir es auch unmöglich finden mit welchen gewissenlosen Methoden hier gearbeitet wird, und das wir alle hoffen das eine alte Weissheit die Macher einer solchen Kampagne einholt. Nämlich die, das man zu dem wird, was man anderen antut.

 



Freitag, 4. April 2014

Im Takt


Als ich neulich einen jugendlichen sah, der kurz davor war seine Hose zu verlieren, wunderte ich mich ein wenig über seine Kopfhörer. Keine kleinen Ohrstöpsel, sondern richtige Kopfhörer.  Kopfhörer die ich in den 80'er jahren als Kind aufhatte um zu Hause Musik zu hören. Entsprechend hoch war auch die Leistung, und bei der Musik musste ich aufpassen das nicht ich derjenige bin, dem es die Hosen runter zieht.

Der Gedanke hat mich trotz dessen nicht losgelassen... Aus gewohnheit und weil man es vielleicht nicht anders kennt war ich nur die Klangqualität dieser kleinen Plastikstöpsel gewohnt. solche, die nach 10 Minuten tragen anfangen im Ohr weh zu tun. Solche die immer wieder rausfallen. So macht Musik hören keinen Spaß.

Ob es die Neugierde war, oder das Gefühl,  Musik überall hören zu wollen wo man mag kann ich nicht sagen. Was ich sagen kann ist, das die Auswahl riesig ist. Von 50 Euro Plastik mit Kunstleder und giftgrünem Klarlack, bis hin zum Highend Kopfhörer findet man wohl alles. Da ich Kopfhörer wollte um Musik in der Qualität zu hören damit man sie fühlen kann entschied ich mich gegen die Giftgrünen.

Ich merkte schnell das ich nicht der einzige war. Ich merkte schnell wie ein Trend an mir vorüber gegangen ist. Diese Kopfhörer für zu Hause waren keine Kopfhörer für zu Hause mehr. Es waren kleine Technikwunder die es einem ermöglichen Musik in höchster Qualität überall und in jeder Lautstärke zu hören. Die Idee das man sich ganz bequem seine Lieblinksmusik unterwegs Downloaden kann, kam mehr oder weniger mit dem ersten Musikstück.

Man schliesst die Augen, wird sich dessen bewusst wo man gerade ist, und denkt man steht in mitten von einem Konzertsaal. Man hört einfach sein Lieblingsstück bei einem Donauspaziergang, oder das Hörbuch im Flugzeug.Blicke kamen keien. Es scheint normal zu sein große Kopfhörer auch unterwegs zu tragen. Viele mögen nun an dieser Stelle schmunzeln. Ich fand es phantastisch dies zu entdecken :-)

Fotografieren mit Musik - Klicken im Takt
Nur weil ich damit aufgewachsen bin. Als Kind bin ich nie auf die idee gekommen die Kopfhörer mit nach draussen zu nehmen. Dafür gab es die mitgelieferten die bei jedem Walkman dabei waren. Oft freute man sich au zu Hause um das gleiche Stück nochmals vernünftig zu hören.  Vielleicht gibt es viele verschiedene Kopfhörer bei denen es so ist. Ideen die simple sind und völlig normal. Vielleicht sollte man nicht auf heruntergezogene Hosen achten, sondern tatsächlich auf den Gürtel. Manchmal bewegen wir uns in einem Viereck von dem jede Seite einen Namen hat.

  • Das tut man nicht
  • das mach man nicht
  • das soll man nicht
  • das funktioniert so nicht
Und manchmal sollte man einfach eine Seite wegnehmen, und es einfach tun, sagen, machen, und nciht darüber nachdenken. So einfach diese kleine Geschichte mit dem Kopfhörer auch ist, so einfach schön war es, das ganze zu erleben. Sicherlich gibt es Millionen von Teenagern die darauf nicht verzichten wollen. Aber vielleicht gibt es auch ein paar Menschen die mitte der siebziger auf die Welt gekommen sind. Langsam kommt der Sommer wieder. Eine tolle Zeit spazieren zu gehen , und Musik zu hören. ich für meinen Teil werde mit eine Playliste anfertigen und mich nun anschliessend auf den Weg in den Supermarkt machen. Mit Musik nimmt man Menschen anders wahr. Mit Musik läufts einfach besser....