Samstag, 19. Oktober 2013

Gekauftes Glück



Als ich vor ein paar Jahren ein Motivationsseminar fotografiert habe, stand der Trainer auf der Bühne und schweigte. Sein 2.000 EUR Anzug schimmerte im Scheinwerferlicht, und das einzige was sichbewegte war die Spiegelung seiner noch teureren Rolex Uhr. Im Publikum war es Muxmäuschenstill Er räusperte sich, und begann mit dem Satz: "Es stimmt nicht wenn es heisst, Geld verdirbt den Charakter". Wieder schweigen im Saal. Wer einen Platz vorne an der Bühne hatte, hört mein Kameraklicken. "Wie wollen Sie ihne Geld Ihren Charakter ausleben"? fuhr er fort. "Wenn Sie mit Ihrem Porsche, und erhobenem MIttelfinger an der Ampel stehen, brauchen Sie das notwendige Kleingeld dafür. Deshalb prägt Geld Ihren Charakter". Schon Damals hab ich mir Gedacht, das man Dumm sein muss, für solche Sätze Eintrittsgeld zu bezahlen. Heute weiss ich, das ich recht hatte. 
         Die Menge klatschte, johlte, und fand den Gedanken toll, mit dem Porsche Cabrio, und erhobenem Mittelfinger an der Ampel zu stehen. Schliesslich war dies ein Beweis dafür das man Geld besitzt, Erfolg hatte, und die Entscheidung sein Leben danach auszurichten durchaus die richtige war.  Ich fragte mich damals, ob dies automatisch bedeutet, das ich unglücklich sein muss. Ich, der kleine Fotograf, der nicht von Millionen träumt. Ich, der kleine Fotograf, der es liebt auf Abenteuerreise zu gehen. Der glücklich ist, wenn er durch den Wald schlendert und fotografiert. Dessen Leistung sich darüber definiert, in der Stadt spazieren zu gehen, und Dinge zu sehen, und zu fotografieren, die ein anderer nicht sieht.

2 Jahre später, bekam ich eine Anfrage zum selben Seminar. Gleicher Trainer, gleiche Halle, gleicher Auftraggeber, anderes Publikum. Anderes Publiukm? Von den damals so motivierten Glücksrittern war kein einziger mehr übrig geblieben. Was sich verändert hat, war der Anzug des Trainers, der wesentlich teurer aussah als vor 2 Jahren, und die Autos der Auftraggeber. Waren es damals ein Audi A8, und eine 3 Klasse, so standen an diesem Tag Autos auf dem Parkplatz die ich noch nie zuvor gesehen hatte.

Auf seine Art glücklich.
Nach dem Shooting kam ich wie in den 2 Jahren davor in die Gelegenheit mich kurz mit dem Auftraggeber zu unterhalten. Ich fragte Ihn wo den die ganzen Menschen geblieben sind die in der letzten Veranstaltung da waren, und sich die Hände wund geklatscht hatten bei dem Gedanken, jemand der keinen Porsche fährt zu erniedrigen. "Ach,die halten das nie länger als 1 Jahr durch", bekam ich als Antwort. Diese Menschen werden motivert für einen Bruchteil der Marktüblichen Provision zu arbeiten, die man ganz bewusst klein hällt. Wer überleben will, muss entsprechend viel Geschäft bringen. Für ein verkauftes Produkt gibt es als Beispiel auf dem Markt 1.000 EUR Provision. Der motivierte Verkäufer bekommt 100 EUR davon. Der Rest fliesst in die Taschen des Unternehmens. Brauch der Verkäufer also 4.000 EUR im Monat zum leben, wovon 1.500 rein nur Benzinkosten sind, muss er 40 Verträge abschliessen, oder 20 mit der doppelten Summe. 36.000 EUR im Monat, und pro Verkäufer bekommt die Firma, der Rest wird ausbezahlt. Es dürfte klar sein das niemand sehr lange dieses Pensum erwirtschaften kann. Schulden,  und der ungebrochene Glaube an Erfolg, der durch Gehirnwäsche entsteht, sind die harmloseren Begleiterscheinungen.

Zurück zum Glück. Es stimmt das Geld den Charakter verderben kann. Gerade in 2 Situationen. Zum einen wenn man den Hals nie voll genug bekommt, und zum anderen wenn man keines hat, ud dringend welches braucht. Ich hatte schon die Möglichkeiten sehr viel Geld zu bekommen, und hab es abgelehnt. Zum einen weil ich mein Leben genau so liebe wie es ist, und zum anderen weil ich mir von diesem lustig bunten bedruckten Papier auch nur Dinge kaufen kann die ich nicht brauche. Sicher mag es nun Meinungen geben, die sagen, nur jemand der keinen Erfolg hat schreibt so etwas. Geld bestimmt wo Du Dich aufhällst, wie Du wohnst. was du isst.  Ich kenne beide Seiten vom Leben. Der Hummer im Ritz, der Champagner in Paris, das trockene Brot in Belgrad, und Kartoffelsuppe in  Deutschland. Die Möglichkeiten mit Geld sind enorm. Mir hat die Kartoffelsuppe die ich mit Menschen gegessen habe, die ehrlich lachen konnten besser geschmeckt. Es war unsere Suppe. Es war keine Suppe die 80 EUR gekostet hat, und bei dessen Servierung man verachtungsvoll auf den Kellner schaut, weil dieser nciht einmal Millionär ist. Es war eine Suppe unter Freunden.

Ews gibt so den ein oder anderen Fotografenkollegen der niemals überleben würde, wären da nicht Mama und Papa, die Ihr sauer verdientes Geld dem Nachwuchs in den Hintern pumpen, damit die Prinzessin einen auf Fotografin machen kann. Der Markt hätte dies schon längst von sich aus bereinigt. Deshalb bin ich glücklich. Alles was ich habe, habe ich mir selbst, ohne Hilfe erarbeitet. Vielleicht bin ich deshalb auch ohne Millionen glücklich. Vielleicht bin ich viel zu stolz dafür, unglücklich zu sein. Ich bin glücklich weil ich keine Notwendigkeit sehe mit gekauftem Krempel zu beeindrucken. Ich kenne wenige Millionäre die es nicht zeigen das sie es sind weil sie es nicht brauchen. Glück ist planbar, und wenn man nicht auf andere hört, unglaublich einfach...


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